D3-Papier zu guter Software

Softwareanwendungen sind ein wesentlicher Baustein für gesellschaftliche Teilhabe geworden. Im Projekt „D3 – so geht digital“ versucht die Stiftung Bürgermut, die Bedingungen für datenethische und -sparsame, inklusive und transparente digitale Technologie zu stärken – und hat hierzu ein umfangreiches Positionspapier veröffentlicht.

In den letzten Monaten wurde deutlich, wie sehr unser Lernen, unser Arbeiten, unser Miteinander mit der Digitalisierung verschränkt ist, auch unabhängig von der Krise. Der erlebte Wechsel auf digitale Kanäle lässt eine Frage laut werden, die bisher im öffentlichen Raum über den Flüsterton nicht hinausgekommen ist: Wenn ohne Internetzugang keine gleichwertige Teilnahme am Schulunterricht, ohne Chat-App keine Behörden-Interaktion, ohne Videokonferenz keine verlässliche psychosoziale Versorgung möglich ist – und sei es nur für die kurze Phase einer Krisenbewältigung – dann müssen Staat und Gesellschaft anders über die Qualität der verfügbaren digitalen Anwendungen nachdenken. Dann rücken digitale Infrastruktur und digitale Anwendungen in eine Liga mit Beförderungswesen, Elektrizitätsversorgung, Bibliotheken und Friedhöfen: Sie wandeln sich vom Wirtschaftsgut zum Teil der Daseinsvorsorge.

Wir brauchen sie: Public Interest Software

„Public Interest Software“ ist der Fachbegriff für digitale Anwendungen, die datensparsam, datenschutzkonform, inklusiv und transparent – und somit quasi die „sozialen“ Gegenstücke zu Zoom, der Google Suite oder Facebook & Co. sind. Beispiele sind Videokonferenzsysteme wie BigBlueButton und Jitsi, die Beteiligungslösung adhocracy+ oder die Plattformen nebenan.de und betterplace.org. Sie haben wichtige Dienste bereitgestellt, um die Corona-Krise gesellschaftlich zu bewältigen. Im besten Fall sind öffentliche Hand und die Träger gemeinwohlorientierter Software darüber in langfristige Zusammenarbeit gekommen, wie bei Moodle, die nun die offizielle digitale Lernumgebung für nordrhein-westfälische Schüler:innen stellen.

Viele neue Produkte werden gerade entwickelt: Oft noch klein, manchmal wackelig, aber potentialreich. Sie denken Software neu, von den Bedürfnissen der Nutzer:innen her, und mit Blick auf den langfristigen gesellschaftlichen Nutzen. Jedoch: Das Ökosystem für diese neue Art digitaler Anwendungen ist kein einfacher Lebensraum. Denn gegenüber der wirtschaftlichen Konkurrenz aus dem Silicon Valley sind die Ressourcen begrenzt.

Stiftung Bürgermut beginnt den Dialog

Im Projekt D3 – so geht digital haben wir in den letzten Monaten Netzwerke zwischen Verwaltung, Datenschutz, öffentlicher IT und Public-Interest-Tech-Community gestärkt. Gemeinsam mit Erfahrungsträger:innen, Mitdenker:innen und Schlüsselpersonen wurden dabei Impulse zur Frage, wie sich das Feld der Public Interest Software in Deutschland durch zivilgesellschaftliche Organisationen stützen lässt, entwickelt.

Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Expert:innenrunden hält Carolin Silbernagl im D3-Interview fest.

In unserem frisch veröffentlichten Diskussionspapier zu guter Software argumentieren wir gleichzeitig, dass gute Softwarequalität umso wichtiger wird, je gesellschaftsbezogener ihr Einsatz passiert. Dabei machen wir das Konzept „Public Interest Software“ griffiger, führen Kategorien ein und geben eine Definition an die Hand – um ein gemeinsames Verständnis und eine Diskussionsgrundlage für weiterführende Auseinandersetzungen zu schaffen.

Wir formulieren sechs Prinzipien, die beim Erkennen und Gestalten guter Software helfen und schlagen Wege vor, wo wir sie finden und wie wir sie stärken können. 

Hier lesen, das D3-Papier “Gute Software für soziale Teilhabe

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