Der Mutbürger
Das Kuratorium und der Vorstand der Stiftung Bürgermut trauern um ihren Stifter und Kuratoriumsvorsitzenden Elmar Pieroth. „Wir sind tief betroffen und unsagbar traurig“, erklären die Vorstandsmitglieder Uwe Amrhein und Katarina Peranic im Namen aller Gremienmitglieder und Beschäftigten der Stiftung.
Elmar Pieroth hat die Stiftung Bürgermut 2007 gegründet. Ziel der Stiftung war und ist bis heute die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. Elmar Pieroth war davon überzeugt, dass engagierte Menschen die besten Vorbilder für andere sind. Er wollte mit seiner Stiftung einen Ort schaffen, an dem bürgerschaftlich Aktive ihre Erfahrungen miteinander teilen, sich selbst und andere inspirieren und gemeinsam schlagkräftiger agieren können.
Der Vollblut-Unternehmer packte auch die Stiftungsgründung unternehmerisch an, führte bis 2011 die Vorstandsgeschäfte persönlich und wirkte danach bis zu seinem Tod als Vorsitzender des Kuratoriums.
Was Elmar Pieroth als Unternehmer und Politiker auszeichnete, kennzeichnete auch sein Wirken als Stifter. Er hatte die Gabe, Menschen in Aufbruchstimmung zu versetzen und ihnen Mut zu vermitteln. Motivation und Hilfe zur Selbstverantwortung war sein großes Motiv.
Unternehmerisch verwirklichte er das mit dem Aufbau des weltgrößten Direktvertriebs für Wein, indem er die Beschäftigten nicht als Mitarbeiter, sondern Mitunternehmer sah. Schon früh beteiligte er die Beschäftigten am Unternehmenserfolg, glaubte schon in den 1960er Jahren an einen „dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus.
Auch in seinem politischen Handeln verstand sich Pieroth als Mutmacher. Vor allem die Berliner erinnern sich an den Stimmungswandel, den er Anfang der 1980er Jahre in der damals als behäbig geltenden Berliner Wirtschaft entfachte.
Sein gemeinnütziges und stifterisches Engagement betrachtete Elmar Pieroth niemals als philanthropischen Zusatz zu seinem unternehmerischen und politischen Wirken, sondern als originären Teil eines verantwortungsbewussten Lebens. Unerschütterlich glaubte er an das, was man heute „Empowerment“ nennt. Daran, dass in jedem Menschen – unabhängig von seinem wirtschaftlichen und sozialen Status – enorme Potenziale schlummern, die es zu wecken und zu unterstützen gilt.
Schon ab den 1960er Jahren vergab er bis zu 30.000 Mikro-Kredite an Menschen in Burkina Faso, um diesen die Gründung kleiner Unternehmen zu ermöglichen. Eine Aktivität, die er in seinen letzten Lebensjahren sogar wieder forcierte. Auch die von Elmar Pieroth initiierte Gründung des Vereins „Most – Brücke von Berlin nach Mittel- und Osteuropa“ war eine Aktivität mit dem Ziel, Potenziale zu wecken und zu fördern. Noch heute bringt der Verein junge Menschen aus Mittel- und Osteuropa in Kontakt mit Berliner Unternehmen, Institutionen und Netzwerken.
Die Stiftung Bürgermut war schließlich Elmar Pieroth spätes und zugleich größtes philanthropisches Unterfangen. Im Alter von damals bereits 72 Jahren nahm er es mit der Dynamik und Experimentierfreude eines Start-ups in Angriff.
Elmar Pieroths enormes bürgerschaftliches Engagement wäre ohne die Unterstützung von Hannelore Pieroth nicht denkbar gewesen. Sie hielt ihrem Mann nicht nur den Rücken frei, sondern begleitete viele seiner gemeinnützigen Aktivitäten auch aktiv.
Der Mutbürger ist gegangen. Präsent bleiben wird er in seiner Stiftung Bürgermut – mit seiner heiteren Gelassenheit, seinem klugen Blick auf die großen Linien, seiner Neugier und ständigen Aufforderung zum Wagnis. Und mit seinem Glauben an die Kraft der Gemeinschaft. „Wir werden ihn jeden Tag schmerzlich vermissen“, wissen die Stiftungsvorstände Peranic und Amrhein. „Aber wir wissen auch, dass wir Elmar Pieroths Vermächtnis als Ansporn und Motivation zu verstehen haben. So würde er es wollen.“